Roman Roots Blog: Reggae in Deutschland #3 OH JAH JAH, eine Frage der Interpretation

Sonntag, 1. Februar 2015

Reggae in Deutschland #3 OH JAH JAH, eine Frage der Interpretation

Hallo zusammen, heute geht es weiter mit der Reggae in Deutschland Reihe. Im letzten Beitrag haben wir über die Ursprünge der Rasta Culture geredet. Heute können wir über den Umgang der deutschen Reggae Szene mit dem Begriff Jah nachdenken.
Dieser Artikel ist Teil der Reihe Reggae in Deutschland, die Gliederung zu allen anderen Beiträgen findest du hier.

Dürfen wir mit dir über Jah und die Welt reden?

Und ich sing: oh Jah, denn ich glaube daran, dass man diese Welt noch heilen kann.
Oh Jah, und ich sing: ich glaube daran, für jede Frau und jeden Mann.
- von Ganjaman
Während in Jamaika die Religion der Rastafari definiert was -oder viel mehr wer- Jah ist, ist in Deutschland mal wieder einiges anders. 
Hier stehen alle offiziellen Nicht-Rasta-Sänger vor dem gleichen Problem.

Aufgewachsen in einem Land, das stark christlich geprägt ist führt die Verwendung des Begriffs Jah in der klassischen Definition, unweigerlich in Erklärungspflicht. Das Klischee ist überall bekannt und viele Reggae Artists stehen in Interviews Rede und Antwort, auf die Fragen nach Jah. Ich habe exemplarisch im Netz nach verschiedenen Ansätzen gesucht. Die Auswahl ist natürlich Subjektiv beeinflusst, es gibt noch viel mehr, der Platz reicht nicht und Google gibt nicht alles her.

Die Rasta Position

Fangen wir an mit einem Sänger der sich ganz klar zu Rasta bekennt, nämlich Uwe Banton.
In einem Gespräch von 2007 auf ArmageddonTimes gibt er Aufschluss darüber was Rasta für ihn ist.
Des weiteren sollte jeder Rasta sich mit dem Leben und den Lehren Haile Selassie's befassen und versuchen, sein Leben danach auszurichten. Eine reine Lebensweise, die den Lehren der Bibel folgt wie Christus es vorgelebt hat, ist die logische Konsequenz. Da es aber keine festgelegte "Rasta-Doktrin" gibt, sind die Grenzen zwischen Rasta und Nicht-Rasta nicht so klar auszumachen.
Diese Antwort zeigt das sich Uwe Banton stark mit der Religion auseinandergesetzt hat und durch sein Bekenntnis zu Rasta in der legitimen Position ist über Jah zu singen. Er nutzt den Vergleich zur christlichen Tradition und bleibt damit eng am Glauben der Rasta. Trotzdem lässt er Platz für abweichende Einstellungen.

Die philosophische Position 

Eine weitere, reflektierte Position ist die von Ganjaman aus Berlin in diesem Interview. Auf die Frage wie er sich mit Rasta auseinandergesetzt hat gibt er zum folgende Antwort:
Ich benutze den Namen Jah, weil es eine der ursprünglichen Bezeichnungen für Gott ist. Wenn ich von Gott rede, spreche ich nicht von einer Instanz über uns, sondern von etwas in uns. Gott ist für mich die Quelle allen Potenzials also auch von Gut und Böse. Gott hat die Menschen nach seinem Ebenbild erschaffen, also sehe ich das Göttliche in jedem Menschen. Und damit liegt auch in jedem ein unendliches Potenzial.
In dieser Antwort geht er also auf Abstand zur klassischen Definition und macht es für sich und seine Fans möglich zu verstehen, was er meint, wenn er über Jah singt. Er macht den Begriff zu etwas metaphysischen, das in allen Dingen steckt, also eine Grundlage für alles, was in dieser Welt existiert. Das ist eine philosophische Antwort und keine die den Ursprung ausschließlich im Rasta Glauben sucht.

Die pragmatische Position

Ja es gibt auch ganz pragmatische Gründe in seine Songs Jah einzubauen. Am besten beschreibt diese Position wahrscheinlich US-Star Eddie Murphy, der erst vor kurzem seinen Song "Oh Jah Jah" veröffentlicht hat. Auf die Frage der US-Zeitschrift RollingStone, ob der Song ein Statement zum Rasta glauben wäre, antwortet er:
Oh nein, nein. Ich bin kein Rasta. Ich singe einen Reggae-Song, Reggae Artists sagen Jah, also sage ich auch Jah. Ich kann Gott auch Jah nennen, ohne ein Rasta zu sein.


Das ist eine Einfache Antwort, die nicht darauf schließen lässt, dass sich hier jemand wirklich Gedanken gemacht hat. Sie zeigt jedoch etwas, dass sich sicher auch im deutschen Raum finden lässt. Jah muss einfach in einen Song, weil das beim Reggae so ist. So ist das Klischee, das Künstler bedienen können.

Es macht es leicht, ein Publikum zu erreichen, das weiß, dass Jah etwas höheres ist. Jah als Synonym für alles funktioniert einfach, auch ohne große Auseinandersetzung.

Innerhalb einer von Rasta geprägten Community ist ein solcher unreflektiertes Statement eher "unvorteilhaft".


Deutscher Reggae ist reflektiert, nicht kopiert

Bei meiner Recherche im Netz bin ich auf keine vergleichbare Aussage gestoßen, was sehr für die deutsche Szene spricht. Allerdings kann man auch nur Artists finden, die einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht haben. Künstler, die sich so gesehen außerhalb des "Undergrounds" bewegen, machen sich definitiv Gedanken über den Ursprung ihres Musikstils und definieren ihren eigenen Begriff von Jah, oder sehen von einer Verwendung ab.

Fazit: Klasse statt Klischee!

Dieser Artikel soll Aufmerksam machen, wie in Deutschland mit dem Thema Reggae und Religion umgegangen wird. Er soll als Anregung dienen, sich als Fan erneut mit Lieblingssongs und Artist auseinanderzusetzen und Newcomern, die in Sachen Reggae selbst aktiv werden möchten darin bestärken, sich nicht hinter dem Klischee zu vergraben.

Pflicht Anhörung: Benjie - Ras Poser!

Viele setzen Rasta Helme zur bloßen Tarnung auf
Sagen sie folgen Conscioussness, aber scheißen drauf
Brüsten sich nach Außen, mit viel Blablabla
Doch das wovon sie reden ist im Inneren gar nicht da













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